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Michael Weeke

Wandern für den jüdischen Glauben

Rabbinergemeinschaft

Bochum. Geboren und aufgewachsen ist Dr. David Vinitz in Sibirien, als Kind einer ursprünglich aus dem Kaukasus stammenden jüdischen Familie. In Russland studierte er auch Wirtschaft und Geschichte, schrieb seine Doktorarbeit. Vor einigen Jahren wanderte er nach Israel aus, zunächst, um Jura zu studieren. Doch die Religion, das Judentum faszinierte den heute 38-Jährigen so, dass er sich entschloss, in Jerusalem eine Rabbiner-Schule zu besuchen. Insgesamt vier Jahre dauerte die Ausbildung, die ihn zum gelehrten Mann seiner Religion machte.

Dr. Viniz

Dr. David Vinitz ist als Wander-Rabbiner der jüdischen Gemeinden Westfalen-Lippe auch für die Bochumer Gemeinde zuständig. Foto: Ingo Otto / WAZ FotoPool


Seit gut zwei Jahren dauert für David Vinitz die Wanderschaft an, aber in äußerst geregelten Bahnen. Angestellt beim Landesverband der Jüdischen Gemeinden Westfalen-Lippe arbeitet er als „Wanderrabbiner“ für die Jüdischen Gemeinden in Bochum, Kreis Recklinghausen, Münster und Paderborn. „Da kommt mir mein Wohnort in Dortmund sehr gelegen“, schmunzelt er.


RABBINERKONFERENZ
Erhalt und Entwicklung jüdischer Traditionen Rabbiner Dr. David Vinitz ist angestellt beim Landesverband der Jüdischen Gemeinden Westfalen-Lippe. Dem Landesverband gehören zehn jüdische Gemeinden, darunter auch die Bochumer, an. Er ist assoziiertes Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD). Dieser 2003 gegründete Zusammenschluss von deutschen Rabbinern hat über 30 Mitglieder im gesamten Bundesgebiet: Selbst erklärtes Ziel ist es, sich um das jüdische Leben, Erhalt und die Weiterentwicklung jüdischer Traditionen in Deutschland zu kümmern. Insbesondere geht es auch um die Halacha, also der jüdischen Ethik und des jüdischen Rechts. Ein Augenmerk dieser Rabbiner ist zudem auf die aus der ehemaligen Sowjetunion zugewanderten Juden gerichtet.


Bei seiner Arbeit sehr entgegen kommt ihm auch seine Herkunft, seine Muttersprache. Denn die überwiegende Mehrheit der rund 1200 Gemeindemitglieder der Jüdischen Gemeinde Bochum - Herne - Hattingen, mit der neuen Synagoge und dem Gemeindezentrum sozusagen als geistiger Mittelpunkt, stammt aus der ehemaligen Sowjetunion. Viele Schriften und Hinweise in der Synagoge sind mehrsprachig.


Hinzu kommt noch das Hebräische, die Sprache der Propheten. „Das ist für viele Gemeindemitglieder eine zusätzliche Schwierigkeit, denn die Gebete sind in hebräischer Sprache.“ Dr. Vinitz hält sich daran, denn im Judentum sei dies die Sprache, in der mit Gott gesprochen werde. Aber da könne es schon passieren, „dass sich ein Gemeindemitglied wie ein kleines Kind fühle, weil es nichts versteht“.


Direkt neben dem großen Synagogensaal liegt das schlichte Arbeitszimmer des Rabbiners. Eine Tür an der Seite erlaubt ihm den direkten Zutritt. Dabei ist seine Arbeit nicht zu vergleichen mit einem Priester in einer christlichen Kirche. „Meine Aufgabe ist es hier, auf die Menschen zu zugehen, ihnen die Religion nahe zu bringen. Denn selbst für einen Juden ist das Judentum so etwas wie ein Kaktus, nicht leicht zu erschließen.“
Dabei strahlt Dr. Vinitz eine heitere Gelassenheit und einen Optimismus aus, selbst wenn er von der immer säkularer werdenden Welt spricht, ficht ihn das nicht an. „Der Weg zum Glauben führt doch nicht über die Angst.“ Es gelte, das Interesse an der Religion zu wecken.


Seine Aufgabe sieht er außerdem darin, ein wenig Hilfestellung zu leisten bei den oft komplizierten Regeln, die ein gläubiger Jude zu befolgen habe. Das Repertoire reicht von den komplizierten Speisevorschriften bis zu Ge- und Verboten rund um den Sabbat.
Vinitz selbst studierte in Jerusalem bei dem berühmten Rabbiner und Talmud-Übersetzer Adin Steinsaltz, der ihm vor allem eines mitgegeben habe, nämlich stets optimistisch zu bleiben und seine Rolle zu sehen als jemand, dessen Ziel es sein müsse, „es zu versuchen“.

Portal "Der Westen", von 05.10.2011, http://www.derwesten.de/staedte/bochum/wandern-fuer-den-juedischen-glauben-id5129699.html