Статьи в категории 'Aus dem Leben der Kölner Juden' (5 статей) | ||||
1. | Der Machtvirus und die Immunität gegen die Anständigkeit⇫ | Leib | 16.07.2009 | |
Für mich bleibt unbestritten, dass die jüdische Gemeinschaft Deutschlands krank ist. Wobei die jüdische Gemeinde in Deutschland mit ihren 100 000 Mitgliedern mehr Konflikte und Skandale aufzählt als Gemeinden anderer Konfessionen mit Millionen von Mitgliedern. Soweit ich mich erinnere, fanden in den jüdischen Gemeinden, und finden immer noch, mit einer beneidenswerten Häufigkeit, resonante Geschehnisse statt. Die Palette reicht hier vom Sturm der Gemeinde Halle (Saale) durch die Polizei über den Finanzskandal in Augsburg bis hin zu den Gerichtsprozessen zwischen den Gemeinden des ZdJ und den neuen progressiven Gemeinden. Auf den ersten Blick scheinen die Gründe für die Skandale unterschiedlich zu sein. Doch bei aller ihrer Vielfältigkeit kann man behaupten, dass in vielen unserer Gemeinden die Immunität gegen die Anständigkeit erhöht ist und einige Gemeindeführungen an dem Machtvirus erkrankt sind.
19. August, 2005. An diesem Tag empfing die Kölner Synagogen-Gemeinde bei sich den Papst Benedikt XVI. Im offiziellen, diesem Besuch gewidmeten, Gemeindeblatt sind fast alle wichtigen Charaktere meines heutigen Artikels mit Begeisterung vermerkt. Es beinhaltet ihre großen Worte über die Bedeutung des Besuchs für das Judentum insgesamt und für das Judentum Deutschlands und zum Teil Kölns. Es wird über das Eine mit den gleichen Worten von vielen Mitgliedern gesprochen, angefangen bei der Gemeindeführung bis hin zum „einfachen sowjetischen Juden“ Isaak Olschanski, der ebenfalls den Papst persönlich begrüßen durfte. Einer der Artikeln heißt sogar „Langsam verstehen ich, dass wir Geschichte schrieben“. Genau so. Nicht mehr und nicht weniger. Allerdings haben die Kölner Juden anscheinend vergessen, dass die jüdische Geschichte jeden Tag geschrieben wird, und nicht nur wenn ihre Gemeinde von irgendwelchen bekannten Persönlichkeiten besucht wird. Und gerade deswegen sind nicht alle Seiten jüdischer Geschichte, die von den Mitgliedern und der Führung der Kölner Gemeinde geschrieben werden, diese Geschichte wert. Freunde entscheiden sichDie Entscheidung über die Durchführung der nächsten Wahlen zur Vertretung der Kölner Gemeinde wurde bei der Vollversammlung am 17. September, 2006 getroffen. Die Wahlen fanden am 10. Dezember statt und wurden am 21. Januar 2006 vom Schieds- und Verwaltungsgericht des ZdJ annulliert. Versuchen wir mal, das zu verstehen, was in diesen Zwischenräumen passiert ist.Auf der Vollversammlung am 17. September 2006 wurden Kandidaten für die Vertretung vorgeschlagen; Mitglied der Gemeinde und deren Geschäftsführer, Herr Wieber hat höchst persönlich die Namen der sieben von ihm vorgeschlagenen Mitglieder der Wahlkommission, vorgelesen und irgendjemand hat noch zwei weitere Mitglieder vorgeschlagen.
Doch da bei der Versammlung nur 107 Menschen anwesend waren und das Quorum, nach der Satzung, die Anwesenheit von mindestens 2/3 stimmberechtigter Mitglieder vorschreibt ( die Gemeinde hat fast 5000 Mitglieder, 80% von ihnen stimmberechtigt), war die Vollversammlung nicht dazu berechtigt, eine Entscheidung über die Wahlen zu treffen. Also wurde die Sitzung geschlossen und eine halbe Stunde später eine weitere Vollversammlung einberufen. Die zweite Versammlung hatte das Recht, Entscheidungen zu treffen, unabhängig von der Anzahl der anwesenden Mitglieder.
Mit diesem, wie es scheint, formalen Verstoß, doch eigentlich mit der Respektlosigkeit gegenüber den eigenen Normen, hat eine Handlungsserie angefangen, die die Legitimität der Wahlen in Frage stellt. In dem Brief vom 21. September 2006 hat die Wahlkommission mitgeteilt, dass jeder Kandidat das Recht auf eine Seite in der speziellen Ausgabe des Gemeindeblattes hat, um seine Kandidatur vorzustellen. Am 14. November haben dann alle Gemeindemitglieder diese Ausgabe mit Informationen über alle Kandidaten und darüber, wie die elektronische Wahlmaschine funktioniert, erhalten. Es gehört nicht zu meinen Aufgaben, Programme der Kandidaten zu vergleichen. Ich möchte lediglich so genau wie möglich über die Methoden des Vorstands und seiner Unterstützer im Kampf gegen Andersdenkende erzählen. Die Gruppe der Kandidaten bestehend aus Genadi Man, Anatoli K., Prof. Igor Epstein, Alexander Zolotarev, Eleonora Guretskaya, Raisa Feldmann und Leonid Guretsky hat sich dazu entschlossen, zu den Wahlen als ein Block anzutreten. Der Block hat in der Novemberausgabe der nichtjüdischen monatlich erscheinenden Zeitung „Kölner Forum“ sein Wahlprogramm, sowie einige Kurzinformationen über jeden der Kandidaten, veröffentlicht und auch finanziert. Die Mitglieder des Blocks haben um Kritik, Ergänzungen und Wünsche bezüglich ihres Programms gebeten.
Ist diese Publikation eine Verstoß gegen die Wahlordnung und die Entscheidungen der Wahlkommission?
- die Transparenz und die Stabilität des Budgets, was auch so bleiben solle - Die Gründung (es stand dort wirklich, sie hätten es gegründet) des jüdischen Kulturzentrums in Porz und das Vorhaben, ein neues Zentrums des jüdischen Lebens für die Gemeindemitglieder in Horrweiler zu errichten.
- Sie wollten weiterhin als ein Team zum Wohl der Gemeinde arbeiten.
Bin ich etwa daran schuld, dass mich der Liebespfeil getroffen hat?Wie Sie als Leser bereits erfahren haben, verbietet die Gemeindewahlordnung jegliche Agitation in den Gemeinderäumen und in ihrer Nähe. Doch wenn ein wirklich gut informierter Mensch am Tag der Wahlen den unmündigen Wählern helfen will, zu verstehen, für wen sie ihre Stimme abgeben sollen, hilft er ihnen. So kam am Tag der Wahlen zur Vertretung, dem 10.12.2008 der Bibliotheksmitarbeiter Isaak Olschanski zum Eingang und fing an laut und offensichtlich per Mundpropaganda, Agitation zu betreiben. Dies haben Mitglieder der Wahlkommission, die Vorstandsmitglieder und auch die Mitglieder der noch amtierenden Vertretung gesehen, aber nichts dagegen unternommen. Warum auch? Hat Herr Olschanski doch für diejenigen geworben, die schon jahrelang die Gemeinde regieren. Anschließend verteilte der Agitator, voller Liebe zu denjenigen an der Macht, Listen mit den 15, seiner Meinung nach, „richtigen“ Kandidaten. „Die Bedienungsanleitung von Olschanski“ ist für offensichtlich dümmliche Menschen gedacht: er hat seine Kandidaten einfach in Spalten aufgeteilt, analog zur Aufteilung der Tasten der Wahlmaschine. Und kein einziger Anwesender hat Herrn Olschanski so etwas gesagt, wie „Isaak, so verhält man sich nicht in der Öffentlichkeit“. Nicht nur war niemand wegen der Ratschläge, um die niemand gebeten hat, beleidigt, man hat auch brav nach der Bedienungsanleitung die von Isaak empfohlenen Tasten gedrückt.Auf dem Stimmzettel standen insgesamt 21 Kandidaten bei 15 Plätzen in den Vorstand. Wer sind eigentlich diejenigen, denen Herr Olschanski das Recht, sich als den „richtigen“ Kandidat zu nennen, verwehrt hat? Es sind sechs, sozusagen, „Oppositionelle“, die die Handlungen des amtierenden Vorstands und der Vertretung kritisieren. Wie sind wohl die Wahlen, deren Leitung Herr Olschanski entschlossen übernommen hat, ausgegangen? Von den von ihm „vorgeschlagenen“ 15 Kandidaten wurden 14 gewählt! Und von den „bösen“ ist nur einer reingekommen, Genadi Man. Das zweite Dokument, bei dem Isaak Olschanski noch vor der Wahl seine Finger eines sehr belesenen Menschen im Spiel hatte, war die „Botschaft an die Wähler“. Außer Isaak Olschanski bestanden auf der Verantwortung zu wählen, Alexander Ioffe, Boris Dennenburg, Efim Schejnman und Ovsij Latermann. In diesem fast eine Zeitungsspalte langen Dokument wird Gleichgültigkeit als das größte Übel bezeichnet und alle Gemeindemitglieder zur Teilnahme an der Wahl aufgerufen, sowie dazu, ihre Wahl ernst zu nehmen. Doch die Mitglieder sind dem Aufruf nicht gefolgt. Von den 3955 Stimmberechtigten sind nur 1079 gekommen, und nur 1046, also gut ein Viertel hat tatsächlich seinen Stimme abgegeben. Es wird weiterhin gesagt, die fehlende Jugend beeinträchtige die Auswahl würdiger Kandidaten und dass die jetzige Führung geschlossener und effektiver als ihre Vorgänger gearbeitet habe. Kannst du noch dem Gedankengang folgen, lieber Leser? Solange es am Nachwuchs mangelt (was noch länger der Fall sein wird), muss man „à la Olschanski“ diejenigen wählen, die schon Jahrzehnte lang in der Vertretung sitzen und in letzter Zeit geschlossener und erfolgreicher agieren als ihre Vorgänger. Weiterhin werden, wie gewohnt, die Erfolge der Führung besungen und die Opposition heftig kritisiert. Dabei werden ähnliche Ausdrücke benutzt, wie das die Kandidaten des Blocks, Populismus betreiben, für ein Produkt der bei Weitem nicht besseren Qualität werben und dies auf primitivste, billigste und deswegen falsche Weise täten und dass alles für naive Menschen gedacht sei, die man leicht übers Ohr haut, usw. Meiner Ansicht nach, zielt gerade diese „Botschaft“ auf die naiven Menschen ab, die man leicht übers Ohr haut. Wie dem auch sei, meine ich, dass die Unterzeichner in der emotionalen Verteidigung ihrer Ansichten sehr weit gegangen sind und würde diese „Botschaft“ fast als eine normale Kritik einordnen, aber…
Erstens: Am Ende der „Botschaft“ steht: „Wir, die Unterzeichner, sind keine Kandidaten und streben keine Macht an, jedoch sind wir seit vielen Jahre in unseren jeweiligen Bereichen ehrenamtlich tätig.“ In der Tat, streben die Leiter des Gemeindeclubs „Unser Haus“, Boris Dennenburg und Efim Schejnman, sowie der Mitarbeiter der Bibliothek, Isaak Olschanski, keine Macht an. Jedoch sind sie enge Vertraute der Machtträger, sind abhängig von ihnen und es ist in ihrem Interesse, den gegebenen Status quo zu erhalten. Was Herrn Ioffe angeht, so war er, zum Zeitpunkt der Unterzeichnung Vorstandsmitglied und hat, laut dem Mitglied der Gemeinde Anatoli K., ein paar Wochen, nachdem dieser Brief geschrieben wurde, sein Amt aufgegeben. Sobald er der Gemeinde sein Teuerstes Stück gegeben hat, d. h. als seine Tochter in der Sozialabteilung der Gemeinde zu arbeiten angefangen hat, hat er sofort auf sein Amt verzichtet.
Predigt über die Reinheit der BeziehungenIn derselben November-Ausgabe des Gemeindeblattes gab es einen Artikel „Was ist Hilul Haschem?“ vom Prof. Dr. Yizhak Ahren. Hilul Haschem ist die Profanierung des Namen G’ttes. Der Thorawochenabschnitt „Emor“ beinhaltet die Warnung: „[…] dass sie sich enthalten von den heiligen Dingen der Soehne Israel, die sie mir heiligen, und meinen heiligen Namen nicht entweihen.“ (Vajikra, 22,2). Rabbiner Hirsch schreibt, dass dieser Aufruf sich v.a. an die Führung der Gemeinden und geistliche Lehrer richtet, also an alle geistlichen Bildungsträger, die gut mit der Thorah vertraut sind, an alle Talmidim Chachamim… Er fügt hinzu, dass nicht nur reale Ungerechtigkeit, Übel und Herzlosigkeit zu unseren Sünden werden können, sondern auch alles, was jenen Widerschein in den Augen anderer Menschen in sich trägt sei für uns Sünde. Die Nähe an der Sünde sei Sünde… wie könnten andere Manschen an dem Licht der Thorah teilhaben, wenn sie sähen, dass wir selber-als Träger des Geistes der Thorah- durch ihr Licht nicht erleuchtet und nicht gesegnet würden! (aus Chorev, 612).Wie das Gebot Hilul Haschem vom Vorstand der Gemeinde, von einigen Mitgliedern ihrer Vertretung oder von den Vertrauten des Vorstands eingehalten wird, habe ich versucht ehrlich und unbefangen darzustellen. Das Urteil darüber gebe ich an den Leser ab. Und was ist mit dem religiösen Führer der Gemeinde? Wo war einer der bekanntesten Rabbiner Deutschlands, Netanel Teitelbaum, zur Zeit des passionierten Wahlkampfes? Leider ist es mir nicht gelungen, jegliche Materialien, die auf die Position des Rabbiner bezüglich der Wahl hinweisen könnten, aufzutreiben. Und man kann auch niemanden fragen: Rabbiner Teitelbaum hat rasch von der Gemeinde gekündigt und den deutschen Boden kurz vor den Wahlen 2006, angeblich aus gesundheitlichen Gründen, verlassen. Doch ich habe das Gefühl, dass die Gesundheit des Rabbiners hierbei keine Rolle spielt und wir bald von noch einem Skandal in der Kölner Gemeinde hören werden. Parade- und NichtparadeimageWie ist denn heute die Situation in der Gemeinde, deren Image, laut ihrem Vorstand, sich nach dem Besuch des Papstes Benedikt XVI unermesslich verbessert hat? Am 22. Mai 2008 haben außerordentliche Wahlen zur Gemeindevertretung stattgefunden. Wenn jemand so naiv ist zu denken, die durch die letzten Wahlen in Misskredit Geratenen dieses Mal nicht teilnähmen, ist es ein Irrtum. Die Wahlen sind ähnlich wie die letzten verlaufen, genau wie in 2006 durch die Loyalität dem ständigen Vorstand gegenüber, gekennzeichnet. Dies war erst recht dadurch einfach, dass die Oppositionelle bei der letzten Wahl dieses Mal nicht kandidiert haben. Als Ergebnis sind die Vorstands- und die Vertretungsmitglieder dieselben geblieben, d.h. ihre Macht ist zu 100% abgesichert.Worauf basiert denn meine Vorahnung eines Skandals? Auf Folgendem. Seit der letzten Wahl ist nicht einmal ein Monat vergangen und schon jetzt nimmt innerhalb der Vertretung eine Konfliktsituation ihre Gestalt an, bei der sich alles um die Frage der Gründe für die Entlassung des Rabbiners Teitelbaum dreht. Auf der einen Seite des Konflikts stehen die unveränderbaren Mitglieder des Vorstands, die hartnäckig die Wahrheit über die Entlassung des Rabbiners, und möglicherweise auch andere „Wahrheiten“, den Mitgliedern der Vertretung verheimlichen. Auf der anderen Seite des Konflikts steht der neue Mitglied der Vertretung Herr Miguel Freund. Beim recherchieren über den Konflikt bin ich auf eine Art Onlinetagebuch von Herrn Freund gestoßen (http://web.mac.com/freundkoeln/ die Informationen auf der Seite sind nicht mehr verfügbar). Der Jurist Freund schreibt darüber, dass die Gemeinde keine oligarchische Struktur darstellen soll, in der der Vorstand nicht die Regeln einhält, die für alle Mitglieder der Gemeinde aufgestellt wurden, sondern führt für sich selber und für seine Leute irgendwelche Sonderregelungen ein. Herr Freud findet, dass der Vorstand gelogen hat und weiterhin lügt, was die echten Gründe für die Entlassung des Rabbiners angeht, das die Mitglieder der Vertretung und die Mitglieder der Gemeinde das Recht haben, die Wahrheit über diese Geschichte zu erfahren, dass die Entlassung des Rabbiners von der Vertretung hätte sanktioniert werden müssen und dass der Vorstand dazu verpflichtet ist, diese Dokumente den Mitgliedern der Vertretung zu Verfügung zu stellen. Und am Rande, sagt Herr Freud, dass aufgrund dessen, dass die Wahlen am 22.05.2008 in Abwesenheit einiger Mitglieder der Wahlkommission stattgefunden haben und von der Öffentlichkeit ferngehalten wurden, er das Schieds- und Verwaltungsgericht des ZdJ darum bittet, die Legitimität der Wahlen zu überprüfen. ( Das Schieds- und Verwaltungsgericht des Zentralrats der Juden hat die Wahl für hat die Wahlen für rechtens erklärt.) Alles ist gesetzesmäßig. Das Image, das die Synagogen-Gemeinde Köln durch den Besuch des Pontifex Maximus vielleicht auch erlangt hat, ist nichts anderes, als etwas Schönes und Dekoratives. Und durch die Bemühungen des Vorstands ist von einem Paradebeispiel weit und breit nichts mehr zu sehen.
«Evrejskaja gazeta / Jüdische Zeitung» №7, 2008 г.
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2. | Jüdisches Zentrum im Pfarrsaal⇫ | Helmut Frankenberg | 14.11.2007 | |
Die Synagogen-Gemeinde kauft einen Teil des katholischen Gemeindezentrums, um sich besser um Chorweiler Juden kümmern zu können. Der Verkauf rettet den Rest des katholischen Pfarrzentrums. Die Kölner Synagogen-Gemeinde hat der katholischen Pfarrgemeinde in Chorweiler für 135 000 Euro den Pfarrsaal abgekauft. Während die Pfarrei St. Johannes einen großen Teil ihres Pfarrzentrums abgibt, baut die jüdische Gemeinde ein neues Zentrum mit Büros, Kursangeboten und Gottesdiensten auf. Der Besitzerwechsel wird zum Symbol für die demografische Entwicklung in der Großsiedlung. Stadtentwicklungsdezernent Bernd Streitberger provozierte bei einer Diskussion im Rathaus zur Erarbeitung eines Integrationskonzepts für Köln mit der Zuspitzung: „Chorweiler ist russisch.“
Tatsächlich hat sich die Bevölkerungsstruktur deutlich verändert. Lebten dort nach dem Bau des Stadtteils, der heute als Sorgenkind der Stadtplaner gilt, rund 10 000 Katholiken, so ist der Anteil der Gemeindemitglieder von St. Johannes auf fast 6000 zurückgegangen. Nur 3198 Einwohner werden heute in der städtischen Bevölkerungsstatistik mit dem Merkmal „ohne Migrationshintergrund“ gezählt. Dagegen kommen 10 405 aus ausländischen Familien. Die größte Migrantengruppe bilden fast 2900 Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion. Vor zehn Jahren wurden nur 271 Ausländer aus diesem Teil der Welt gezählt.
Ende vorigen Jahres hatten die Migranten aus den Ländern der Sowjetunion die Türken überholt. Mehr als 1500 der Einwanderer aus Osteuropa sind Juden oder Menschen mit jüdischen Eltern. Vor zehn Jahren verlor sich im Stadtteil noch kaum ein Mensch jüdischen Glaubens.
Bei der Integrationsdebatte im Rathaus warnten alle Beteiligten vor Parallelstrukturen, die sich verfestigen könnten, und warben wie Streitberger für eine Politik der „sozialräumlichen Mischung“. Die vermissen in Chorweiler Experten seit vielen Jahren. Durch die starke Konzentration russischer Einwanderer in einigen Teilen der Stadt steht die städtische Integrationspolitik vor einem neuen Problem.
„Wir müssen aufpassen, dass sich keine russische Parallelstruktur entwickelt“, warnt auch der katholische Pfarrer Markus Hoitz. Ob der Aufbau des neuen jüdischen Zentrums dem entgegenwirkt oder die Aufspaltung eher verfestigt, sei noch nicht entschieden.
Der Gemeinde sei der Verkauf des Pfarrsaal nach den Sparbeschlüssen des Bistums schwer gefallen. Dass man dann „nach einer sehr emotionalen Debatte“ an die Synagogen-Gemeinde verkaufen konnte, habe den Beschluss erleichtert, heißt es im Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand. Der Verkauf rette schließlich den Rest des katholischen Pfarrzentrums, den man nun umbauen könne, sagt Gemeindereferent Ingo Krey. Die neue Nachbarschaft biete Anknüpfungspunkte für eine gute Zusammenarbeit für den Stadtteil. „Das passt einfach“, so Kreuz. Die Synagogen-Gemeinde verspricht, bei vielen Projekten zusammen arbeiten zu wollen. „Wir werden keine nationale Struktur befördern“, sagt Abraham Lehrer von der Synagogen-Gemeinde. Man wolle jüdisches Wissen und kulturelle Identität fördern. Ziel sei „die ganz normale Integration in die deutsche Gesellschaft“.
Ohne Anstrengungen, Transparenz und Öffnung wird das kaum gelingen können. Lehrer räumt ein, dass man die vielen älteren Zuwanderer zum Beispiel nur schwer für Sprachkurse gewinnen kann. Hoitz und Kreuz verweisen auf das Chorweiler Vorzeigeprojekt „Talente im Stadtteil“ des katholischen Sozialbüros. Bürger - egal welcher Herkunft oder Religion - geben ehrenamtlich ihr Können weiter, suchen Talente im Stadtteil und bieten Kurse an - ein interkultureller Austausch im besten Sinne, „von dem auch die jüdischen Zuwanderer profitieren“, so Krey. Die Pfarrei hofft, dass sich die Synagogen-Gemeinde in die laufende interkulturelle Arbeit einbringt und sie mitträgt. Bislang fehlen dazu die Kontakte. Nach dem Kauf Nach dem Umbau
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 14.11.07 | ||||
3. | "Lasst euch von der blöden Mauer nicht abschrecken"⇫ | Helmut Frankenberg | 03.09.2007 | |
Mauerbau in NeuehrenfeldDie Synagogengemeinde entscheidet sich für einen Schutz aus Stahlbeton. Jüdische Kinder müssen nun hinter einer grauen Mauer spielen. Die Gemeinde wehrt sich gegen den Vorwurf, sich abzuschotten.Jüdische Kinder müssen hinter einer grauen Mauer spielen. Die Gemeinde wehrt sich gegen den Vorwurf, sich abzuschotten. Eine dicke Stahlbetonmauer ersetzt den fast drei Meter hohen, schwarzen Vorhang, der um das Außengelände der Synagogen-Gemeinde in Neuehrenfeld gespannt war. Demnächst werden die rund 100 Kölner Kinder, die hier auf die Grundschule und in den Kindergarten gehen, nicht mehr hinter einem düsteren Tuch, sondern hinter einer grauen Mauer spielen. Bis Ende September soll die rund 450 000 Euro teure Wand fertig sein. Begrünt werden darf sie aus Sicherheitsgründen nicht. Jemand könnte etwas zwischen den Sträuchern ablegen, so die Begründung. Der historische Zaun, der etwas 50 Zentimeter vor der neuen Mauer steht, darf nicht abgerissen werden, so dass sich von außen ein seltsames Bild bietet. Die Synagogen-Gemeinde mauert sich ein. „Die Mauer ist ein Schutz gegen böse Menschen, vor denen Eltern und die Gemeinde Angst haben“, sagt Abraham Lehrer, Vorstandsmitglied der Gemeinde und zuständig für das Thema „Sicherheit“. Es gehe darum, die Kinder vor Anschlägen zu schützen. Die Eltern hätten massivst Druck gemacht. Nach langen Debatten gab das Land nach und bewilligte die Übernahme der Baukosten. „Sonst hätten wir das irgendwie selbst bezahlen müssen.“ Ohne die Mauer hätten viele Eltern ihre Kinder abgemeldet. Dann wären die Kinder in eine „normale Einrichtung“ gegangen. Da brauchen sie als einzelne unter vielen keinen Schutz. Für Lehrer ist das nicht die Alternative: „Es kann doch nicht sein, dass Sicherheitsgründe entscheiden, ob sich Juden treffen können oder nicht.“ Genau wie es katholische und evangelische Kindergärten und Schulen gebe, müsse es auch ein jüdisches Angebot geben können. Es gehe darum, jüdische Traditionen zu vermitteln und Hebräischunterricht zu erteilen - zusätzliche Angebote zum normalen Unterricht. Der Mauerbau sei das Ergebnis einer Abwägung: Auf der einen Seite stehen die Wirkungen auf Kinder und Nachbarschaft, auf der anderen Seite das Schutzbedürfnis. Wie real die Bedrohung wirklich ist, sei dabei nicht entscheidend. „Polizei und Ministerium teilen unsere Einschätzung nicht unbedingt“, sagt Lehrer. Dass eine Mauer, genau wie Video-Kameras und sehr präsente Sicherheitsleute rund um das Gebäude auch ungebetene Reaktionen provozieren könnten, glaubt er nicht. Auch die Wirkung auf die Kinder sei begrenzt. Natürlich wolle jedes Kind lieber frei sein und Kontakte haben. Mit solchen Schutzmaßnahmen groß zu werden sei für sie jedoch „völlig normal“. Die Kinder würden nicht fragen, vor was und vor wem sie geschützt werden sollen, sagt Lehrer. Auch seine Kinder wurden mit Sicherheitsschleusen in der Schule oder bewaffnetem Sicherheitspersonal bei Ferienfreizeiten groß. Der schwarze Vorhang war eine neue Dimension. Die Kinder haben gelernt, mit ihm zu leben. Das werde bei der Mauer nicht anders sein. Lehrer räumt ein, dass das Wohlfahrtszentrum der Gemeinde mit Elternheim, Schule, Kindertagesstätte, Begegnungsräumen und kleiner Synagoge einer „Festung“ gleicht. Mit Abschottung habe das alles aber nichts zu tun. Mancher Nachbar empfindet das anders. So ist die Begegnung mit Schülern des gegenüberliegenden Albertus-Magnus-Gymnasiums bei Unterrichtsreihen über das Judentum längst noch nicht selbstverständlich. Eltern eines Kindes im Kindergarten haben sich geweigert, den Sprachtest zu machen, weil die Prüferin von der katholischen Grundschule kam - „ein Einzelfall“, sagt Lehrer. „Wir sagen allen Nachbarn: Lasst euch von der blöden Mauer nicht abschrecken, kuckt euch das Haus an, wir laden jeden ein.“ Die Synagogen-Gemeinde begründe „kein Ghetto“. Es gehe nur um den Schutz der Kinder.
Von Helmut Frankenberg
Kölner Stadt-Anzeiger, 03.09.07.
So hässlich ist die Mauer wirklich nicht
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4. | Antrag auf Überprüfung der Wahlergebnisse der Synagogegemeinde Köln⇫ | Redaktion | 17.08.2007 | |
E I N S P R U C H
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5. | „Brüderliche Beziehungen“ zur Liberale Gemeinde⇫ | Frank Überall | 11.07.2007 | |
"Die Jüdische Liberale Gemeinde Köln Gescher LaMassoret e.V. hat sich gezwungen gesehen, gegen die Synagogengemeinde Köln KdöR (SGK) beim Kölner Verwaltungsgericht Klage einzureichen, um ihren Rechtsanspruch auf Unterstützung aus den Landesmitteln durchzusetzen, die die SGK ihr rechtswidrig vorenthält."
Nach einem Jahr der Gerichtsverhandlungen hat die liberale Gemeinde das Recht zugesprochen bekommen. Der gegebene Rechtsspruch hat eine historische Bedeutung für alle liberalen Gemeinden des Landes (NRW) und für ganz Deutschland. Es war der Präzedenzfall geschaffen, nach dem alle jüdischen Organisationen das Recht bekommen, die staatliche Förderungsgelder in Anspruch zu nehmen. Wenn Sie eine Möglichkeit und den Wunsch haben, eine alternative jüdische Gemeinde zu gründen, wird Ihre Förderung auf die staatliche Unterstützung berechtigt sein. „Brüderliche Beziehungen“ im Spiegel der Presse:Gemeinde will nun wachsenDie einzige Jüdisch Liberale Gemeinde Kölns hat endlich ein festes Domizil - eine Synagoge im Keller der geschichtsträchtigen Kreuzkapelle an der Stammheimer Straße.Riehl - Mit kräftigen Hammerschlägen besiegelt Walter Rothschild das Schicksal der Jüdisch Liberalen Gemeinde in Köln. Der Rabbiner war eigens aus Berlin angereist, um die Einweihung des Gotteshauses zu leiten. Dass die Nägel, die das Mesusa - eine schmale Holzschatulle mit einem Auszug aus der Thora - am Türrahmen halten sollen, nur schwerlich ihren Weg in das störrische Holz fanden, mag man symbolisch nehmen. Denn der Weg der 50-köpfigen Gemeinde hin zu einer eigenen Synagoge war beschwerlich. Mit Hilfe der evangelischen Kirchengemeinde Riehl ist es schließlich doch gelungen, ein Zuhause zu finden. Die Christen stellten den Juden für die Ausübung ihrer Religion den Keller ihrer Kreuzkapelle zur Verfügung. „Die Wanderschaft hat ein Ende“, sagte John March, Mitglied des Gemeindevorstands. „Fünf Jahre mussten wir Woche für Woche aufs Neue disponieren. Diese Synagoge wird unserer kleinen Gemeinde Halt geben und helfen, unsere Glaubensrichtung in Köln wieder zu etablieren.“ Gescher LaMassoreth e.V. - Brücke zur Tradition - nennt sich die Gemeinde und widmet sich der Aufgabe, Moderne und 3500 Jahre alte Tradition des Judentums zu vereinen. Kritik an der liberalen Vereinigung übt die orthodox geführte Synagogengemeinde an der Roonstraße. „Die einzige legitime Vertretung der jüdischen Gemeinschaft in Köln ist die Synagogengemeinde an der Roonstraße“, gibt deren Geschäftsführer, Benzion Wieber, deutlich zu verstehen. „Gescher LaMassoreth ist ein Verein. Sich als Gemeinde auszugeben, hat einen Hauch von Etikettenschwindel.“ Die Kreuzkapelle hat gerade für Juden eine tragende Symbolik. „Sie war während des 2. Weltkriegs letzte Station für getaufte Juden vor ihrer Deportation in die Konzentrationslager“, erklärt Magdeleine Charves-Brandes, Presbyterin der Gemeinde … Weiterlesen Von Helmut Frankenberg - Kölner Stadt-Anzeiger, 03.09.07. Liberale Juden warten auf AnerkennungKölns Synagogen-Gemeinde hat den liberalen Glaubensbrüdern bis jetzt noch keine finanzielle Unterstützung gewährt. Die berufen sich auf den Staatsvertrag und finden bis zu einer Einigung Unterschlupf in einer evangelischen Kirche… WeiterlesenVon Frank Überall - die tageszeitung, 24.05.04. Verwaltungsgerichts Köln - Pressemitteilung 11.07.2007.Jüdische Liberale Gemeinde Köln muss an Landesmitteln zur Förderung der Jüdischen Gemeinschaft beteiligt werden … Weiterlesen |